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Geschichte des Fonds:
Die Idee zum Fonds entstand in den späten 1960er Jahren, als an der norwegischen Küste eines der größten Erdölvorkommen der Welt entdeckt wurde.
Relativ unbekannt ist, dass 1967 vor dem „Ölfonds“ bereits ein, wenn auch kleinerer „Staatsfonds“ gegründet wurde, der die Sozialbeiträge an den Kapitalmärkten möglichst gewinnbringend anlegte
Der norwegische Staatsfonds, offiziell als Government Pension Fund Global (GPFG) bekannt, wurde 1990 gegründet und begann 1996 Geld anzulegen.
Ziel ist es die Gewinne aus der Öl- und Gasförderung nicht kurzfristig zu konsumieren, sondern in einem Fonds zu verwalten, um den Wohlstand für zukünftige Generationen der Norwegischen Bevölkerung zu bewahren und zu vermehren
Wie wird die Strategie des norwegischen Staatsfonds festgelegt?
Die Investitionsstrategie wird vom norwegischen Finanzministerium vorgegeben und von der Norges Bank Investment Management (NBIM) umgesetzt, wobei der Finanzausschuss des norwegischen Parlaments die Kontrolle ausübt
Folgende grundsätzliche Prinzipien sind festgelegt worden:
- Langfristiger Anlagehorizont: Der Fonds investiert mit einem sehr langfristigen Anlagehorizont, um Vermögen für zukünftige Generationen aufzubauen. Das norwegische Parlament hat eine klare Richtlinie erlassen, die besagt, dass nicht mehr als der erwartete reale Ertrag von 3% aus dem Fonds entnommen werden darf. Dies verhindert, dass die Substanz des Fonds angegriffen wird und gewährleistet seine Nachhaltigkeit und den langfristigen Charakter
- Breite Diversifikation: Das Kapital wird weltweit über verschiedene Anlageklassen und Regionen gestreut, um Risiken zu minimieren. Der Fonds ist per Ende 2024 in 8.669 Aktien aus 63 Ländern, 1.507 Anleihen aus 49 Ländern. 910 Immobilien aus 14 Ländern und einem sehr kleinen Anteil in Infrastrukturinvestments aus dem erneuerbaren Energiesektor investiert
- Fokus auf Aktien: Der Fonds investiert weltweit in eine breite Palette von Vermögenswerten, darunter Aktien, Anleihen und Immobilien. Zum 31. Dezember 2024 waren 71,4% in Aktien, 26,6% in Anleihen und der Rest in anderen Anlagen wie Immobilien investiert
- Ethische Richtlinien: Es gelten strenge Nachhaltigkeitskriterien. Investitionen in bestimmte Branchen wie Rüstung, Tabak oder Kohle sind ausgeschlossen.
- Auslandsinvestitionen: Der Fonds investiert ausschließlich außerhalb Norwegens, um die heimische Wirtschaft vor Überhitzung zu schützen.
- Keine Spekulation: Market-Timing und spekulative Strategien sind nicht erlaubt. Stattdessen wird kontinuierlich investiert, wenn Kapital verfügbar ist.
- Jährliche Überprüfung: Die Anlagestrategie wird jährlich überprüft und bei Bedarf angepasst, um auf Marktveränderungen zu reagieren
Verwaltung und Kontrolle
Unabhängige Verwaltung: Der Fonds wird von der Norges Bank Investment Management (NBIM) verwaltet, einer speziellen Abteilung der norwegischen Zentralbank. Dies gewährleistet eine professionelle Verwaltung ohne direkten politischen Einfluss.
Parlamentarische Kontrolle: Der Finanzausschuss des norwegischen Parlaments überwacht den Fonds, was zusätzliche Sicherheit und Transparenz bietet.
Über die Verwaltung des Fonds besteht ein breiter politischer Konsens. Je weniger wir heute ausgeben, desto besser sind wir in der Lage, künftige Konjunkturabschwünge und Krisen zu bewältigen. Haushaltsüberschüsse werden in den Fonds überwiesen, Defizite werden mit Geldern aus dem Fonds gedeckt. Mit anderen Worten: In schlechten Zeiten kann der Staat mehr ausgeben, in guten weniger. Damit der Fonds auch in Zukunft möglichst vielen Menschen zugutekommt, haben sich die Politiker auf eine Haushaltsregel geeinigt, die sicherstellt, dass wir nicht mehr ausgeben als die erwartete Rendite des Fonds. Im Durchschnitt darf die Regierung nur so viel ausgeben, wie die reale Rendite des Fonds ausmacht, die auf rund drei Prozent pro Jahr geschätzt wird. Auf diese Weise fließen die Einnahmen aus dem Ölgeschäft nur allmählich in die Wirtschaft. Gleichzeitig wird nur die Rendite des Fonds ausgegeben, nicht aber das Kapital des Fonds. (Zitat von der Internetseite des Fonds)
Volumen und Rendite
Seit Beginn der Investitionsphase hat sich das Volumen des Staatsfonds per Ende 2024 auf 1,739 Billionen USD entwickelt.
Quelle: https://www.nbim.no/en/investments/the-funds-value/
Trotz der vielfältigen Krisen an den Kapitalmärkten erwirtschaftete der Staatsfonds eine durchschnittliche Rendite von 6,3% p.a. (Stand 30.06.2024) seit Auflage.
In nur 6 von 27 Jahren seines Bestehens musste eine negative Rendite verbucht werden.
Wie wird die Verteilung der Gewinne des norwegischen Staatsfonds geregelt?
Die Verteilung der Gewinne des norwegischen Staatsfonds wird durch folgende Regelungen bestimmt:
- Entnahmeregel: Es besteht ein politischer Konsens, dass jährlich maximal 3 Prozent des Fondsvolumens für den Staatshaushalt entnommen werden dürfen. Diese Regel soll die langfristige Substanz des Fonds erhalten und weiteres Wachstum ermöglichen.
- Verwendung im Staatshaushalt: Die entnommenen Mittel fließen in den norwegischen Staatshaushalt und tragen zur Finanzierung öffentlicher Ausgaben bei. Derzeit stammt bereits etwa ein Fünftel der norwegischen Staatseinnahmen aus dem Staatsfonds.
- Finanzierung des Wohlfahrtsstaates: Mit den Mitteln aus dem Fonds werden wichtige soziale Leistungen finanziert, darunter:
- Eine staatliche Krankenkasse
- Eine Mindestpension für alle Bürger, auch für jene, die nie gearbeitet haben
- 100 Prozent Krankengeld
- Gedeckelte Kosten für Gesundheitsleistungen, z.B. bei Operationen
- Kostenlose Universitäte
- Keine direkten Auszahlungen: Es erfolgen keine direkten Auszahlungen an die norwegischen Bürger. Stattdessen profitieren sie indirekt durch staatliche Leistungen und Investitionen.
- Langfristige Sicherung: Der Hauptzweck des Fonds ist die langfristige Sicherung des Wohlstands für zukünftige Generationen, insbesondere für die Zeit nach dem Rückgang der Öl- und Gaseinnahmen.
- Reinvestition: Ein Großteil der Gewinne wird reinvestiert, um das Fondsvermögen weiter wachsen zu lassen. Zum 31. Dezember 2024 belief sich das verwaltete Vermögen auf etwa 1,7 Billionen Euro oder rund 290.000 Euro pro Einwohner Norwegens.
Diese Regelungen sollen sicherstellen, dass die Gewinne des norwegischen Staatsfonds nachhaltig und generationenübergreifend zum Wohle der norwegischen Bevölkerung eingesetzt werden.
Modell für Deutschland?
Der norwegische Staatsfonds wird in Deutschland als mögliches Vorbild für die Sicherung der Rente diskutiert. Einige Aspekte dieses Modells könnten für Deutschland interessant sein:
- Langfristige Anlagestrategie: Der norwegische Fonds investiert breit gestreut in Aktien, Anleihen, Immobilien und erneuerbare Energien, um langfristig stabile Renditen zu erzielen.
- Unabhängige Verwaltung: Der Fonds wird von einer unabhängigen Einheit verwaltet, was politische Einflussnahme minimiert.
- Strikte Entnahmeregeln: Es dürfen jährlich nur maximal 3% des Fondsvermögens entnommen werden, was die langfristige Stabilität sichert.
- Ethische Richtlinien: Investitionen werden von einer Ethikkommission überprüft.
Herausforderungen für ein ähnliches Modell in Deutschland:
- Fehlendes Startkapital: Deutschland verfügt nicht über vergleichbare Öl- und Gaseinnahmen wie Norwegen.
- Politische Hürden: Die Umsetzung eines solchen Modells erfordert breiten politischen Konsens. Dieser Konsens ist derzeit überhaupt nicht gegeben.
- Größenunterschied: Deutschlands Bevölkerung ist deutlich größer, was die Pro-Kopf-Wirkung eines Fonds verringern würde.
Trotz dieser Herausforderungen könnte ein an das norwegische Modell angelehnter Staatsfonds eine Möglichkeit sein, die langfristige Finanzierung der Rente in Deutschland zu unterstützen.
Welche Kritik wird aus welcher Richtung an so einem Modell für Deutschland geäußert?
In Deutschland gibt es durchaus kritische Berichterstattung über den norwegischen Staatsfonds, wobei sich die Kritik vor allem auf folgende Punkte konzentriert:
- Risiko: Einige Stimmen warnen vor den Risiken der Aktieninvestments des Fonds. Insbesondere wird argumentiert, dass die Renditeerwartungen zu hoch angesetzt sein könnten und Verluste drohen.
- „Zockerei“: Kritiker bezeichnen die Investitionsstrategie des Fonds teilweise als spekulativ und riskant.
- Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen: Es wird kritisiert, dass der Fonds nach wie vor von Öl- und Gaseinnahmen gespeist wird.
Die Kritik kommt vor allem aus dem linken politischen Spektrum:
- Grüne: Andreas Audretsch, Grünen-Bundestagsabgeordneter, warnte auf Twitter: „Klar ist: Wir Grünen werden die Renten von Millionen Menschen in Deutschland nicht durch Spekulationen am Aktienmarkt in Gefahr bringen.“1
- SPD: Auch aus der SPD gibt es kritische Stimmen zur Übertragbarkeit des norwegischen Modells auf Deutschland
- Linke: Die Linkspartei äußert ebenfalls Bedenken gegenüber einem aktienbasierten Rentensystem1.
- Teile der AfD: Auch aus Teilen der AfD kommt Kritik an der Idee einer Aktienrente nach norwegischem Vorbild
- Medien, die diese kritischen Stimmen aufgreifen, sind vor allem linksliberale und linke Publikationen. Die taz beispielsweise berichtete über Verluste des Fonds2.Schlagworte und Argumente, die in der negativen Berichterstattung verwendet werden:
- „Zockerei“
- „Spekulation“
- „Gefährdung der Renten“
- „Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen“
- „Risiko für den Wohlstand“
Die negative Berichterstattung bzw. Kommentare in Deutschland leben immer dann besonders auf, wenn es eine negative Jahres – oder Quartalsentwicklung des Fonds gegeben hat. Bei positiven Wertentwicklung hört man dagegen dann dazu nichts.
Fazit
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass trotz dieser kritischen Stimmen die Gesamtbilanz des norwegischen Staatsfonds in der deutschen Berichterstattung überwiegend positiv ausfällt. Viele Medien und Experten sehen den Fonds nach wie vor als erfolgreiches Modell und mögliches Vorbild für Deutschland
Die mittlerweile langfristige sehr gute Performance trotz multipler Krisen seit Auflage spricht eindeutig dafür, auch in Deutschland einen ähnlichen Weg zu gehen.
Wenn auch für Sie die Ergebnisse des Norwegischen Staatsfonds sind, zeige ich Ihnen gerne, wie es auch für Sie möglich ist, zukünftig derartige Anlageergebnisse zu erzielen.