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„Ich kümmere mich drum – nur nicht heute.“
Der Aktenordner im Regal
Fast jeder hat ihn:
Den „Finanzordner“, der seit 2019 unangetastet im Regal steht.
Darin: alte Versicherungen, ein paar Bankunterlagen, irgendwo eine Renteninformation.
Man weiß: Man sollte mal ran.
Aber…
- „Ich hab gerade keine Zeit.“
- „Das ist alles so kompliziert.“
- „Ich will mich nicht ärgern.“
Und so passiert: nichts.
Wochen. Monate. Manchmal: Jahre.
Warum wir wichtige Geldentscheidungen so gerne vertagen
Psychologisch ist das kein Zufall. Die Verhaltensforschung hat die Muster längst entlarvt:
1. Komplexität lähmt – Kahneman
Daniel Kahneman unterscheidet zwischen „System 1“ (schnelles, intuitives Denken) und „System 2“ (langsames, anstrengendes Denken).
Finanzen fallen eindeutig in System 2. Das bedeutet: Sie kosten Energie. Und unser Gehirn liebt Energie sparen. Folge: lieber nicht anfassen.
2. Vermeidungsverhalten – Dr. Nikolaus Braun (Über Geld Nachdenken)
Dr. Nikolaus Braun beschreibt, wie Menschen unangenehme finanzielle Wahrheiten instinktiv ausblenden. Wer die Rentenlücke fürchtet, schaut lieber gar nicht hin. Kurzfristig beruhigend – langfristig fatal.
3. Emotionale Überforderung – Morgan Housel (Die Psychologie des Geldes)
Morgan Housel zeigt: Geld ist nie nur Mathematik, sondern immer auch Psychologie. Angst, Scham, Schuld – all das hängt am Thema Geld. Und genau diese Emotionen schieben viele vor sich her, statt sie zu durchdenken.
4. Perfektionismus – Dobelli (Die Kunst des klugen Handelns)
Rolf Dobelli nennt es den „Planungsfehlschluss“: Wir warten auf den perfekten Moment und auf perfekte Informationen. Doch die kommen nie. Und so startet man nie – und verliert Zeit.
Die echten Kosten des Aufschiebens
- Zinseszinseffekt verpufft: Wer 10 Jahre später anfängt, hat am Ende nicht 10 Jahre weniger Vermögen, sondern oft Hunderttausende Euro weniger.
- Fehlentscheidungen bleiben unentdeckt: Teure Versicherungen laufen weiter, unbemerkt.
- Versorgungslücken bleiben unsichtbar: Wer nie hinschaut, weiß nicht, ob es reicht.
- Sorge wächst – Handlung nicht: Der mentale Druck wird größer, die Blockade auch.
Die Ironie: Je länger man aufschiebt, desto schlimmer fühlt es sich an – und desto höher wird die Schwelle, endlich anzufangen.
Praxisfall: Der verspätete Vorsorger
Ein 61-jähriger Neukunde sagte im Erstgespräch:
„Ich hab mich nie darum gekümmert. Ich wusste, es müsste mal gemacht werden, aber… ich hatte immer Wichtigeres.“
Nach Sichtung:
- Zwei uralte Lebensversicherungen mit kaum Rendite
- Kein Überblick über Rentenansprüche
- Kein Entnahmeplan für sein Depot
- Keine Patientenverfügung, keine Vollmacht, kein Testament
Aber: genug Vermögen
Was fehlte? Ein Plan. Und die Entscheidung, endlich Klarheit zu schaffen.
Was hilft gegen Aufschieberitis?
- Akzeptiere den Widerstand (Kahneman) : Das Unangenehme benennen: „Ich hab Schiss davor.“ Schon allein dadurch verliert es Macht.
- Starte winzig (Dr. Nikolaus Braun): Nicht gleich die „komplette Ruhestandsplanung“. Sondern: „Ich trage meine Renteninformationen zusammen.“
- Verbindlichkeit schaffen (Morgan Housel): Ein Beratergespräch ist kein Luxus, sondern eine Abkürzung: Man schafft Verbindlichkeit und Klarheit.
- Fehler erlauben (Rolf Dobelli): Unperfektes Handeln ist besser als gar kein Handeln. Jede Entscheidung schafft Feedback – und ermöglicht Korrektur.
- Den Preis des Aufschiebens bewusst machen: Zeit kostet Geld. Nichts entscheiden ist auch eine Entscheidung – nur meist die schlechteste.
Das Gefühl nach dem ersten Schritt
Wer endlich den Anfang macht – sei es, die Renteninformationen aus dem Ordner zu ziehen oder den ersten Beratungstermin zu vereinbaren – spürt fast sofort: Erleichterung.
Plötzlich ist da nicht mehr die erdrückende Wolke aus „müsste man mal“, sondern das Gefühl: „Ich habe es angepackt.“
Aus Schwere wird Bewegung. Aus Sorge wird Klarheit.
Und dieses Gefühl, den Stein endlich ins Rollen gebracht zu haben, ist oft stärker motivierend als jede Zahl auf einem Zinseszins-Rechner.
Fazit
Die größte Bremse auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist nicht die Inflation.
Es ist das: „Ich kümmere mich später.“
Klarheit entsteht nicht durch Denken. Sondern durch Handeln.
Ein kleiner Schritt reicht – Hauptsache, du gehst ihn heute.
Hast du das Gefühl, dass „mal machen“ schon viel zu lange auf deiner To-do-Liste steht?
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