Nach Absturz Uni:Immo ZBI Wohnen - kommt da noch mehr?


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Absturz Ende Juni um 17%  : UniImmo ZBI Deutschland

Der offizielle Preis des Fonds wurde von der Fondsgesellschaft auf einen Schlag um 17% abgewertet.

Um ca. 850 Mio. € beträgt der Rückgang des Fondswertes nach Abwertung.

„Beginnend mit der Corona-Pandemie, spätestens mit Beginn des Ukraine-Krieges, veränderten sich die Marktfaktoren für Wohnimmobilien drastisch“, schreibt Union Investment zu den Gründen für die Sonderbewertung.

Aus <https://www.tagesschau.de/wirtschaft/abwertung-uni-immo-wohnen-zbi-100.html>

Ein kleiner Exkurs, wie die Preisfeststellung bei offenen Immobilienfonds funktioniert:

Preisfeststellung bei offenen Immobilienfonds Bewertung der Immobilien:

 

Bewertung der Immobilien:

    1. Immobilien im Portfolio eines offenen Immobilienfonds müssen regelmäßig bewertet werden. Dies geschieht durch externe, unabhängige Gutachter.
    2. Die Bewertungen müssen mindestens einmal jährlich erfolgen. In vielen Fällen, insbesondere bei größeren Fonds, können Bewertungen auch halbjährlich durchgeführt werden.
    3. Ermittlung des NAV = Nettoinventarwert
      • Der NAV wird berechnet, indem der Gesamtwert aller Vermögenswerte (einschließlich Immobilien, liquider Mittel, etc.) ermittelt und die Verbindlichkeiten des Fonds abgezogen werden.
      • Der resultierende Wert wird durch die Anzahl der im Umlauf befindlichen Fondsanteile geteilt, um den Preis pro Anteil zu bestimmen.

Auf welcher Basis kommt es zu Neubewertungen des Preises / Nettoinventarwertes (NAV)?

Rechtliche Bedingungen

Eine Abwertung des Nettoinventarwertes (NAV) eines offenen Immobilienfonds kann notwendig werden, wenn sich die Marktbedingungen oder der Zustand der gehaltenen Immobilien ändern. Hier sind die wesentlichen rechtlichen Bedingungen und Situationen, die eine Abwertung erforderlich machen können:

  1. Regelmäßige Neubewertungen:
    • Gesetzlich vorgeschrieben sind regelmäßige, mindestens jährliche Bewertungen der Immobilien durch unabhängige Gutachter. Diese Neubewertungen müssen die aktuellen Marktbedingungen widerspiegeln.
    • Falls die Bewertung eine Wertminderung der Immobilien zeigt, muss der NAV entsprechend angepasst werden.
  2. Unvorhergesehene Ereignisse:
    • Bei Ereignissen wie Naturkatastrophen, erheblichen wirtschaftlichen Veränderungen oder unerwarteten politischen Entwicklungen kann eine sofortige Neubewertung der Immobilien notwendig sein.
    • Solche Ereignisse können zu einer signifikanten Abwertung des Immobilienportfolios und somit des NAV führen.
  3. Regulatorische Anforderungen:
    • Die europäische Richtlinie für Investmentfonds (UCITS-Richtlinie) und das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) in Deutschland schreiben vor, dass der NAV eines Fonds jederzeit den tatsächlichen Wert der Vermögenswerte widerspiegeln muss.
    • Sollte eine Wertminderung festgestellt werden, ist der Fondsmanager verpflichtet, den NAV entsprechend anzupassen, um den aktuellen Marktwert korrekt darzustellen.
  4. Transparenz und Informationspflicht:
    • Fondsanbieter sind verpflichtet, ihre Anleger über wesentliche Änderungen, die den Wert der Fondsanteile beeinflussen könnten, zu informieren.
    • Dies bedeutet, dass bei einer Abwertung des NAV die Anleger transparent und zeitnah informiert werden müssen.

Dazu schauen wir uns zunächst die Besonderheiten des Uniimmo ZBI an

Regionale Aufteilung : Quelle: https://www.union-investment.de/uniimmo_wohnen_zbi-DE000A2DMVS1-fonds-/?portrait=3

Dieser Fonds hält fast 100% seiner Immobilien in Deutschland und es handelt sich fast nur um Wohnimmobilien.

Dazu kommt eine weitere wichtige Information, die beim Uniimmo ZBI anders ist, als bei den anderen volumenstarken offenen Immobilienfonds: Dieser Fonds ist erst seit 2017 am Markt. Daher konnte dieses Produkt nur sehr kurz von den starken Immobilienpreissteigerungen der letzten 1,5 Jahrzehnte profitieren.

 

Wie geht es nun den Mitbewerbern?

Die im folgenden betrachteten Produkte sind zum Teil schon seit über 50 Jahren am Markt und haben so die starken Immobilienpreissteigerungen seit ca. 2010 in ihren Bewertungen voll mitnehmen können.

Außerdem investieren Sie zumeist in gewerbliche Immobilien in ganz Europa. Damit sind diese Fonds nicht unmittelbar mit dem Uniimmo ZBI vergleichbar – gleiche Anlageklasse – anderes Spielfeld.

Hätten dann die länger am Markt existierenden Fonds gerade in den letzten Jahren nicht deutlich bessere Wertentwicklungen zeigen müssen? Die Immobilienmärkte haben doch gerade in den letzten 1,5 Jahrzehnten besonders gut performt.

 

Die Regulatorik zu offenen Immobilienfonds sagt jedenfalls folgendes:

Rechtliche Rahmenbedingungen

  1. Transparenzanforderungen:
    • Die europäische Richtlinie für Investmentfonds (UCITS-Richtlinie) und das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) in Deutschland verlangen, dass der NAV jederzeit den tatsächlichen Wert der Vermögenswerte widerspiegelt.
    • Das bedeutet, dass Preissteigerungen zeitnah und genau im NAV gezeigt werden müssen, um die Transparenz und Fairness gegenüber den Anlegern zu gewährleisten.
  2. Informationspflichten:
    • Immobilienfonds sind verpflichtet, ihre Anleger über wesentliche Änderungen im Wert des Portfolios zu informieren.
    • Dies umfasst auch Preissteigerungen, die den Wert der Fondsanteile positiv beeinflussen. Anleger müssen über den neuen NAV und die Gründe für die Änderung informiert werden.

Wie kann es im Hinblick auf die o.g. Rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich des täglich festgestellten NAV sein, dass der von Gutachtern ermittelte NAV bei offenen Immobilienfonds sehr konstant, wie an der Schnur gezogen nach oben geht, obwohl es zum Teil eine hohe Volatilität der Marktpreise gab - gerade in den letzten 1,5 Jahrzehnten?

Faktoren für konstante NAV-Entwicklung

 

  1. Bewertungsmethoden und -häufigkeit:
    • Regelmäßige Bewertungen: Immobilien in offenen Immobilienfonds werden in der Regel einmal jährlich oder halbjährlich bewertet. 
    • Glättungseffekte: Die Bewertungsmethoden berücksichtigen langfristige Trends und Ertragsaussichten, was zu einer Glättung kurzfristiger Marktvolatilitäten führt. Gutachter verwenden oft konservative Annahmen und betrachten langfristige Mietverträge und stabile Cashflows, die weniger volatil sind als die Marktpreise.
  2. Langfristige Perspektive:
    • Langfristige Investitionsstrategie: Offene Immobilienfonds verfolgen häufig eine langfristige Strategie und bewerten ihre Immobilien entsprechend. Kurzfristige Preisschwankungen auf dem Markt haben daher weniger Einfluss auf den NAV.
    • Stabile Erträge: Immobilienfonds generieren oft stabile Erträge aus Mieten, die weniger volatil sind als die Immobilienpreise. Diese stabilen Erträge tragen zu einem gleichmäßigeren Anstieg des NAV bei.
  3. Bewertungspraxis und Anpassungen:
    • Regelmäßige aber nicht häufige Anpassungen: Anpassungen des NAV basieren auf den Bewertungen durch Gutachter, die in regelmäßigen, aber nicht zu häufigen Intervallen durchgeführt werden. Diese Praxis führt zu einer schrittweisen Anpassung des NAV, die weniger volatil erscheint.
    • Externe Gutachter: Die Bewertungen durch unabhängige Gutachter sind darauf ausgerichtet, Marktwertänderungen zu reflektieren, aber sie tendieren dazu, extreme Schwankungen zu glätten und langfristige Stabilität zu betonen.
  4. Informationsasymmetrie und Markttransparenz:
    • Informationsverzögerung: Es gibt eine Verzögerung zwischen der Marktpreisänderung und der Anpassung des NAV, da Bewertungen nicht täglich, sondern in längeren Intervallen durchgeführt werden.
    • Begrenzte Transparenz: Anleger haben möglicherweise nicht immer Einblick in die genauen Bewertungsannahmen und -methoden, was den Eindruck einer konstanten NAV-Entwicklung verstärkt.
  5. Regulatorische und praktische Überlegungen:
    • Regulatorische Anforderungen: Die Vorschriften verlangen eine konservative Bewertung und eine langfristige Perspektive, um die Stabilität des Fonds zu gewährleisten. Dies trägt zur Glättung von kurzfristigen Preisschwankungen bei. 
    • Liquiditätsmanagement: Offene Immobilienfonds müssen Liquidität für Anteilsrücknahmen bereitstellen. Eine gleichmäßige NAV-Entwicklung erleichtert das Liquiditätsmanagement und minimiert das Risiko von abrupten Kapitalabflüssen.

HausInvest (18,3 Mrd. €)

NAV Entwicklung 3 Jahre:

Juli 2021 : 42,55

Juli 2024: 43,68

Rendite p.a. 3 Jahre: 2,56% p.a. (incl. Ausschüttungen)

Aktueller Kurswert Börse: 38,865 € (per 02.08.2024)

Bedeutet :

An der Börse notiert der Fonds ca. 11% unterhalb des Nettoinventarwertes (NAV)

Deka Immobilien Europa (18,2 Mrd. €)

NAV Entwicklung 3 Jahre:

Juli 2021 : 47,08

Juli 2024: 48,01

Rendite p.a. 3 Jahre: 2,88% p.a. (incl. Ausschüttungen)

Aktueller Kurswert Börse: 44,06 € (per 02.08.2024)

Bedeutet :

An der Börse notiert der Fonds ca. 8% unterhalb des Nettoinventarwertes (NAV)

Uniimmo Deutschland (16,5 Mrd. €)

NAV Entwicklung 3 Jahre:

Juli 2021 : 92,65

Juli 2024: 95,42

Rendite p.a. 3 Jahre: 2,01% p.a. (incl. Ausschüttungen

Aktueller Kurswert Börse: 84,28 €

Bedeutet :

An der Börse notiert der Fonds ca. 10% unterhalb des Nettoinventarwertes (NAV)

Grundbesitz Europa (8,1 Mrd. €)

NAV Entwicklung 3 Jahre:

Juli 2021 : 39,96

Juli 2024: 37,69

Rendite p.a. 3 Jahre: 1,00% p.a. (incl. Ausschüttungen)

Aktueller Kurswert Börse: 29,78 € (per 02.08.2024)

Bedeutet :

An der Börse notiert der Fonds ca. 19% unterhalb des Nettoinventarwertes (NAV) !!

Fazit:

Die scheinbar konstante Entwicklung des NAV bei offenen Immobilienfonds ist das Ergebnis eines Zusammenspiels von Bewertungsmethoden, langfristiger Perspektive, stabilen Erträgen und regulatorischen Anforderungen.

 

Diese Faktoren sorgen dafür, dass kurzfristige Marktvolatilitäten weniger stark im NAV reflektiert werden, was zu einer glatteren und stabileren Entwicklung führt.

 

Während dies den Anlegern eine gewisse Sicherheit und Stabilität bietet oder eher suggeriert, sollte man sich bewusst sein, dass der NAV nicht die kurzfristigen Marktpreisschwankungen widerspiegelt. Daher kommt es nicht zu stärkeren Aufwertungen, sondern nur zu stärkeren Abwärtsrevisionen des NAV, nämlich dann, wenn, wie bei dem Uniimmo ZBI geschehen, eine deutlich negative Marktentwicklung eingetreten ist.

 

Die Basisinformationsblätter weisen aufgrund der zugrunde liegenden Berechnungslogik einen sehr niedrigen Risikoindikator (meist 1 von 7) aus, der wie man nun sieht, keinesfalls der Realität entspricht.

 

Denken Sie daran: Offene Immobilienfonds sind, wie die „Garantie“ Lebens- und Rentenversicherungen, ein deutscher Sonderweg. Mit häufig für die Anleger enttäuschenden Ergebnissen. 2008-2011 ist schon wieder vergessen – in dieser Zeit mussten einige große offene Immobilienfonds geschlossen werden. Das führte bei Anlegern zu größeren Verlusten.

 

Die Börsenkurse der offenen Immobilienfonds spiegeln aktuell das Risiko wider, dass es auch dort zu Abwertungen kommen könnte.

 

Der Abstand zum NAV hat sich seit 2021 jedenfalls sukzessive vergrößert. Die in den NAV Preisen erzielten Renditen der letzten Jahre liegen (incl. Ausschüttungen) zwischen 2 und 3 % p.a. und bezahlen das beschriebene Risiko sehr schlecht.

 

Haben Sie auch offene Immobilienfonds im Bestand und fragen sich, wie Sie in Zukunft damit umgehen sollen?

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