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Private Equity für alle?
Der Neobroker Trade Republic wirbt aktuell damit, dass Privatanleger ab 1 Euro in Private-Equity-Fonds investieren können. Eine Anlageklasse, die jahrzehntelang nur Pensionsfonds, Stiftungen und Ultra-High-Net-Worth Individuals offenstand, soll jetzt „demokratisiert“ werden. Klingt nach einem Stück Wall Street für den Kleinanleger.
Aber lohnt sich das wirklich?
Die Argumente für Private Equity
- Höhere Renditechancen: Historisch haben Private-Equity-Fonds in manchen Studien (z. B. Cambridge Associates) den MSCI World um 3–5 % p. a. übertroffen.
- Zugang zu nicht börsennotierten Firmen: Anleger partizipieren an der Entwicklung von Unternehmen, bevor sie den Sprung an die Börse schaffen.
- Diversifikation: In der Theorie sind Private-Equity-Renditen nicht 1:1 mit den Aktienmärkten korreliert.
Die Argumente gegen Private Equity
- Illiquidität: Klassisch bindet sich Kapital über 10–12 Jahre – auch wenn moderne ELTIFs (European Long Term Investment Funds) teils flexibler sind.
- Kosten: Management Fees und Performance Fees sind erheblich und nagen an der Bruttorendite.
- Intransparenz: Bewertungen erfolgen oft „modellbasiert“ statt marktgetrieben.
- Komplexität: Mit ELTIFs oder PE-Fonds holt sich der Privatanleger eine zusätzliche Baustelle ins Depot, ohne dass klar ist, ob der Nutzen wirklich höher ist als ein breit gestreuter ETF.
Psychologischer Blickwinkel: Warum die Superreichen so gern in Private Equity gehen
Der UBS Family Office Report 2024 zeigt: Vermögende Familien investieren häufig 20–30 % ihres Gesamtvermögens in Private Equity. Aber: Das liegt nicht nur an Renditeerwartungen.
- Viele dieser Familien haben ihr Vermögen durch unternehmerische Tätigkeit aufgebaut.
- Unternehmer sind gewohnt, Risiken bewusst einzugehen und kontrollierte Unsicherheiten als Chance zu sehen.
- Private Equity ist für sie eine Verlängerung ihres unternehmerischen Mindsets – sie fühlen sich wohler, wenn ihr Kapital „arbeitet“ und nicht nur passiv in ETFs liegt.
Für den klassischen Privatanleger ohne unternehmerische Vergangenheit kann dieser psychologische Antrieb fehlen. Hier besteht die Gefahr, dass Private Equity eher aus FOMO („Fear of Missing Out“) gekauft wird als aus echter Passgenauigkeit zur persönlichen Anlagestrategie.
Bezug zu meinem früheren Artikel (Dezember 2024: „Lohnt sich ein Investment für Privatanleger in ELTIFs?“)
ELTIFs: Lohnt sich ein Investment für Privatanleger?
Damals habe ich hervorgehoben: ELTIFs wurden geschaffen, um Privatanlegern Zugang zu illiquiden, institutionellen Anlageformen zu geben. Aber die entscheidende Frage bleibt: Brauche ich das überhaupt?
Denn:
- Für ein robustes, stressfreies Portfolio reicht in vielen Fällen ein Mix aus breiten Aktien-ETFs und einer soliden Liquiditätsreserve.
- Eine 5 %-Quote an Private Equity im Gesamtportfolio klingt spannend, ist aber kaum entscheidend für den finanziellen Erfolg im Ruhestand. Was wirklich zählt: klare Entnahmestrategie, Kostenkontrolle und steueroptimierte Struktur.
Fazit
Private Equity kann ein spannendes „Zubrot“ sein – aber für die meisten Privatanleger kein notwendiger Baustein. Wer sein Geld effizient und entspannt anlegen will, muss nicht auf jede neue Anlageklasse aufspringen.
Die entscheidende Frage lautet:
Brauche ich Private Equity für meine finanziellen Ziele – oder macht es mein Depot einfach nur unnötig komplexer?
Leichtes Gepäck – Warum Einfachheit in den Finanzen befreiend wirkt
Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, empfehle ich diese kritischen Analysen von Verbraucherschützern und Finanzfachleuten – sie beleuchten die Versprechen, Risiken und Kosten der Private Equity / ELTIF-Angebote sehr detailliert.
https://www.finanztip.de/daily/mehr-rendite-dank-private-equity-die-ganze-wahrheit/?
https://www.finanztip.de/daily/12-rendite-bei-trade-republic-das-steckt-wirklich-dahinter/?
https://hartmutwalz.de/eltif/?
Zusätzlich hier noch eine Studie zum Thema Private Equity / Private Markets