Warum kommt mein Depotwert aktuell nicht voran? Währungsrisiko 2025


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MSCI World und Währungsrisiko: Absichern oder laufen lassen?

Im Jahr 2025 machen viele Anleger eine für sie neue Erfahrung:

Nachdem die weltweiten Aktienkurse durch die Erhöhung von Zöllen ab April 2025 zunächst in den Sinkflug übergingen, erholten sie sich danach schnell wieder.

Mittlerweile notiert der viel beachtete MSCI World Index auf neuen Rekordständen. Die Wertentwicklung in diesem Jahr beträgt auf Indexbasis + 11,6% (per 30.07.2025)

In der folgenden Grafik sehen Sie die Wertentwicklung zweier ETFs auf den MSCI World –  einer mit Währungssicherung und der zweite ohne!

 

Wenn europäische MSCI World Anleger  jedoch in Ihr Depot schauen, kommt Enttäuschung auf. Die Wertenwicklung seit Anfang des Jahres ist nur leicht im Plus  (1,0%)

Wie kann das sein?

Wer als Anleger in einen MSCI World ETF investiert, kauft nicht nur Aktien. Er kauft auch eine ordentliche Portion Währungsrisiko, ob er will oder nicht. Denn über 70 % der im Index enthaltenen Unternehmen stammen aus den USA – und damit in US-Dollar bewertet. Euro-Anleger sind damit dem Wechselkursrisiko ausgesetzt.

Seit Jahresanfang hat der US – Dollar gegenüber dem € über 10% an Wert verloren (Stand: 30.07.2025). Und das wirkt sich dann auch entsprechend auf die Wertentwicklung des ETFs in € aus.

Doch wie relevant ist dieses Risiko wirklich? Sollte man es absichern? Und was kostet das überhaupt?

Was steckt hinter dem Währungsrisiko im MSCI World?

Ein einfaches Beispiel:

Du investierst 100.000 Euro in einen MSCI World ETF. Der Index steigt um 10 %, aber gleichzeitig fällt der US-Dollar gegenüber dem Euro um 10 %. In Euro gerechnet bleibt von deinem Gewinn – genau – nichts übrig.

Dein Portfolio ist also nicht nur von der Aktienmarktentwicklung abhängig, sondern auch vom Wechselkurs EUR/USD, sowie in kleinerem Maße weiteren Währungen wie Yen, Pfund, Schweizer Franken oder kanadischem Dollar.

Wie funktioniert eine Währungsabsicherung?

Absicherungen erfolgen meist über Devisentermingeschäfte (Forwards). Dabei wird ein zukünftiger Wechselkurs zwischen zwei Währungen vertraglich festgelegt. So kannst du dich z. B. heute gegen einen fallenden Dollar absichern, wenn du langfristig in Dollar-Anlagen investiert bist.

Beispiel: Du sicherst dir heute den Kurs von 1,14 EUR/USD für ein Jahr im Voraus – unabhängig davon, wie sich der Wechselkurs entwickelt. Das klingt erst mal gut, kostet aber Geld.

Woher kommen die Absicherungskosten?

Die Antwort liegt in der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsräumen.

Im Terminmarkt gilt das Prinzip der sogenannten Covered Interest Rate Parity:

Die Covered Interest Parity sagt: Wie muss der zukünftige Wechselkurs (Forwardkurs) sein, damit es keinen risikolosen Gewinn durch Zinsunterschiede und Währungswechsel gibt?

Im Ergebnis: Diese Beziehung sorgt dafür, dass es keine risikolosen Gewinne durch Wechselkurs- und Zinsarbitrage gibt.
Sie funktioniert allerdings nur dann, wenn es einen liquiden Markt für Termingeschäfte gibt und keine Kapitalverkehrskontrollen bestehen.

Fazit: Der zukünftig berechnete (und auch handelbare) Kurs (Forwardkurs) muss so festgelegt sein, dass es egal ist, ob Du im Inland oder im Ausland anlegst – sobald du den Wechselkurs absicherst. 

Die Zinsdifferenz zwischen zwei Währungen beeinflusst den Forward-Kurs. Wenn die US-Zinsen höher sind als die Euro-Zinsen, dann bekommst du bei einer Absicherung weniger Euro pro Dollar – du zahlst also drauf.

Grafik: Wie Zinsdifferenzen den Forward-Kurs beeinflussen

Die obige Grafik zeigt den Effekt der Zinsdifferenz auf den Wechselkurs, den du bei einer Absicherung bekommst. Der Spotkurs (aktueller Kurs) liegt bei 1,14 USD/EUR. Je nachdem, ob der Zinssatz in der Eurozone oder in den USA höher ist, verändert sich der abgesicherte Kurs im Zeitverlauf:

  • Grüne Linie: Wenn der Eurozins höher ist als der US-Zins, bekommst du in der Absicherung mehr Euro pro Dollar – die Absicherung wirkt sich positiv auf deine Rendite aus.

  • Rote Linie: Bei höheren US-Zinsen bekommst du weniger Euro pro Dollar – du zahlst also für die Absicherung, was deine Rendite schmälert.

  • Grau gestrichelt: Der aktuelle Spotkurs – also der reale Kurs heute.

Absicherungskosten sind nicht immer gleich

Die Kosten für eine Währungsabsicherung sind dynamisch. Sie hängen ab von:

  • Der aktuellen Zinsdifferenz (Fed vs. EZB),

  • Der Laufzeit des Forward-Kontrakts,

  • Dem aktuellen Wechselkurs,

  • Und auch von Markterwartungen und Liquidität.

Beispiel:

  • In Zeiten wie 2018–2022, als die US-Zinsen deutlich höher waren als in Europa, war die Absicherung gegen einen fallenden Dollar teuer.

  • Wenn die Euro-Zinsen dagegen höher sind (wie zeitweise in den 2000ern), kann eine Absicherung sogar Renditevorteile bringen.

Sinnvoll, wenn …

  • du kurzfristig investierst oder planst, bald zu entnehmen, – wobei dann ein Investment in stark schwankende Anlagen grundsätzlich in Frage zu stellen ist

  • du ein sehr konservatives Risikoprofil hast,

  • du mental stark auf Wechselkursschwankungen reagierst (Verhaltensfalle!)

Nicht sinnvoll, wenn …

  • du langfristig (10+ Jahre) investierst,

  • du Renditechancen suchst und Schwankungen aushalten kannst,

  • du dir die laufenden Kosten und Renditeeinbußen sparen möchtest.

Siehe in der folgenden Grafik den Vergleich über ca. 15 Jahre. Eine nicht währungsgesicherte Anlage in den MSCI World hat in dieser Zeit für einen Euro-Anleger deutlich besser funktioniert.

Fazit: Augen auf bei globalen Investments

Die Entscheidung zur Währungsabsicherung ist kein Standardprozess, sondern ein aktiver Abwägungsprozess. Was du brauchst, ist:

  • Ein klares Bild deiner Ziele,

  • ein Verständnis der Zusammenhänge,

  • und eine Beratung, die  nicht auf Produktverkauf ausgerichtet ist, sondern dich wirklich inhaltlich begleitet.

Und ja: In einem global ausgerichteten ETF-Portfolio ist das Wechselkursrisiko immer relevant – also sollte es auch immer Teil der Beratung sein.


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Wie man im Ruhestand sein Kapital richtig entspart Teil 2

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